Die einzelnen Produktionsschritte können in Echtzeit beobachtet werden – von der Kuh bis zur vollautomatischen Verpackungsmaschine, vom Bergbauernstall bis zur computergesteuerten Käsereifung im ehemaligen Militärbunker tief im Berginneren – ähnlich jenem neugierigen Blick, den wir gerne durch das Fenster einer Produktionshalle werfen. Die hier auf «neuland» publizierten Ausschnitte aus den Videostillleben von je 60 Minuten Dauer sind eine Auswahl über den Produktionsweg der Milch.
1.5.2009, Blick von Salvisberg auf Mühleberg, Kanton Bern
Von Salvisberg aus blickt man über eine idyllische Landschaft aus sanften Hügeln und den Mäandern der Aare, an deren Ufer beim Weiler Mühleberg harmonisch von Wäldern umgeben eines der ältesten Atomkraftwerke der Schweiz liegt. Rinder weiden vor diesem Prospekt friedlich im sattgrünen Gras und ein Jungstier versucht verzweifelt seine Auserwählte zu besteigen.
1.5.2009, BZG Wiler, Seedorf, Kanton Bern
Der Roboter ist 23 von 24 Stunden betriebsbereit. Eine Stunde beansprucht die vollautomatische Reinigung des Systems. Bei Problemen erfolgt die umgehende Benachrichtigung per SMS. Das Euter der Kühe wird mit dem Laser vermessen und elektronisch gesteuert gereinigt, ehe die Melkmaschine vollautomatisch angesetzt wird.
Drei benachbarte Bauern standen vor der Notwendigkeit, ihre Melkstände zu modernisieren. Die Entscheidung, die Herden zusammenzulegen und gemeinsam in einen Melkroboter zu investieren, war auch ein wirtschaftlicher, aber nicht nur. Sie sind nun nicht mehr an feste Melkzeiten gebunden und mit dem Bereitschaftsdienst können sie sich abwechseln. Aber nicht nur die Bauern haben an Autonomie gewonnen, auch die Kühe, welche jetzt selber entscheiden können, wann sie sich von der Maschine melken lassen wollen.
25.4.2009, Milchtrans AG, Neudorf, Kanton Luzern
Musik: SULP (Swiss Urban Ländler Passion)
Sie umrundet den Funkturm Beromünster, ein filigranes rot weisses Gebilde, das an den Eiffelturm erinnert, auf ihren Milchsammelfahrten mindestens zwei Mal. Ein Mal für die Käsereimilch, das zweite Mal für die Biomilch. An den Wochenenden nimmt sie ihren Freund mit auf die Tour, so können die beiden gemeinsame Zeit verbringen, während sie arbeitet.
Dass die Kühe in unmittelbarer Nähe des historischen Funkturms seit dessen Stilllegung mehr Milch geben, ändert wenig an ihrem Job, es interessiert vor allem die Journalisten.
16.5.2009, Geissä Heimet Meierskählen, Stans, Kanton Nidwalden
Sein Vater gab in den 1980er Jahren die Kuhhaltung auf, stellte seinen Betrieb auf Geissen um und liess sich dabei nicht vom Spott seiner Dorfgenossen beirren. Heute wird sein Sohn von den anderen Bauern im Ort beneidet, mit seinen 120 Geissen, seinen Direktvermarktungskanälen und seiner Unabhängigkeit vom immer tieferen Milchpreis. Eine Idylle!
Nur Heidi und Peter leben hier nicht, sie sind zwei Grossstadtkinder, die in einer der beiden Ferienwohnungen Wochenendurlaub machen, welche die Familie vermietet, um ihr Einkommen aufzubessern.
Vom 17.4.–19.6.2011 werden zwei Arbeits-Videotableaux im Rahmen des Kunstfestival Robinson im Kunst(zeug)haus in Rapperswil (SG) zu sehen sein. Als vollständige Serie wurde Concrete and Flowers am Festival «schweizgenössisch» in Berlin und 2010 an der Basler Museumsnacht gezeigt sowie in Auszügen 2010 im Kaskadenkondensator Basel.